Wenn die Wertschätzung fehlt - ab und an muss man sich von Kunden trennen
- ppassehl5
- 6. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Es gibt ja in jedem Job, Dinge, die einem weniger Spaß machen als andere.
Das Styling von Servicekräften gehört bei mir zu diesen Dingen, da es sich meist um eine Art Fließbandarbeit handelt, bei der man sich nicht viel Zeit für die einzelne Person nehmen kann.
Der Look ist dann auch meist einheitlich, da er den Kunden oder die Veranstaltung repräsentieren soll.
Ab und an mache ich das aber natürlich trotzdem, sofern die Bezahlung stimmt und der Auftraggeber nett ist.
Neulich habe ich zum dritten Mal für einen Kunden in diesem Bereich gearbeitet.
Styling von Servicekräften für ein großes Event.
Aufgrund des Zeitdrucks und der vielen Personen nehme ich mir eine nette Kollegin zur Verstärkung mit.
Man sagte mir vorab, man „freue sich auf eine erneute Zusammenarbeit“ und außerdem habe der Chef betont, dass er unbedingt wieder die tollen Visagistinnen dabei hätte.
Ich freute mich sehr über die vermeintliche Wertschätzung, aber was dann folgte, sprach eine andere Sprache.
Ich sollte vorab die persönlichen Daten von mir und meiner Kollegin für eine Akkreditierung per Email senden (dies dient der Sicherheit, man wird von der Polizei bei großen Veranstaltungen geprüft).
Der Kontakt vor Ort ist nach zwei Jahren nun jemand anders, der bisher zuständige, sehr nette Mitarbeiter hat leider dort aufgehört.
2 Tage vor der Veranstaltung meldet sich mein Kontakt vor Ort, ob ich die Daten erneut senden könnte, sie findet die Email nicht mehr.
Klar, kann passieren, ich schicke die Email erneut.
Am Tage der Veranstaltung stehen meine Kollegin und ich dann trotzdem nicht auf der Liste der angemeldeten Personen, und müssen erneut vor Ort unsere Ausweise zur Überprüfung vorlegen und ziemlich lange rumstehen.
Die zuständige Person ist nicht erreichbar, sie ist in einer Besprechung.
Dann kommen wir in den uns bereits bekannten Raum (eine Art großer Lagerraum, wo ein Sammelsurium an Tischen, Stühlen, Kisten, Kleiderständern und anderen Dingen steht).
Es ist für uns nichts vorbereitet, aber das kannten wir schon.
Wir krempeln also sprichwörtlich die Ärmel hoch, organisieren uns Stühle und rücken einen schweren Tisch an einen Platz mit möglichst viel Tageslicht.
Von der Verantwortlichen vor Ort weiterhin nichts zu sehen.
Wir packen aus und warten. Und warten...
Irgendwann trudeln dann die ersten der zu stylenden Personen ein und wir fangen an zu arbeiten.
Nach vielleicht einer Stunde taucht unsere Kontaktperson auf.
Sagt uns, wir hätten in den für uns vorgesehen Bereich gehen können und ist dann erst mal wieder weg.
Ich schaue mir den Bereich kurz an: es ist ein an den großen Raum angeschlossener kleinerer Bereich mit noch mehr Gerümpel, weniger Tageslicht und dort ziehen sich die Servicekräfte um.
Kommt also definitiv nicht in Frage, dorthin umzuziehen.
Wir arbeiten weiter.
Die Kontaktperson kommt zu mir und fragt mich nach Sicherheitsnadeln (am liebsten gleich 8 Stück) und ich soll ihr die Hosenbeine umstecken.
Ich gebe ihr 4, lasse sie aber ihre Hosenbeine selbst feststecken, da ich das auch nicht besser kann als sie selbst und weiter arbeiten muss.
Sie wirkt beleidigt und fängt an, neben unserem Arbeitsplatz ihre Nägel zu feilen.
Ungefähr eine Stunde später rauscht plötzlich eine uns unbekannte dritte Visagistin in den Raum und will sich direkt in meinen Arbeitsbereich setzen.
Ich bin äußerst irritiert und frage sie, wer sie ist.
Bekomme eine schnippische Antwort und teile ihr daraufhin mit, dass sie sich bitte einen eigenen Platz schaffen soll, da wir den Platz brauchen und diesen uns auch selbst geschaffen haben.
Niemand erklärt uns, warum wir plötzlich zu dritt sind, und niemand weiß angeblich, wer die dritte Visagistin gebucht hat.
Die Kontaktperson diskutiert eine Weile mit ihr und lässt sich dann von ihr schminken.
Nun gut, wir machen weiter unsere Arbeit.
Es bietet uns in der gesamten Zeit (für 3 Stunden gebucht) niemand etwas zu trinken an, obwohl wir für einen Caterer im gehobenen Bereich arbeiten.
Gut, dass wir selbst etwas dabei haben, denn es bleibt keine Zeit, den Platz lange zu verlassen.
Es kommt jemand, der die fertig geschminkten Servicekräfte zu einer Besprechung zusammenruft und etwas über die Veranstaltung erzählt.
Wir können ein wenig mithören und ich frage mich, ob dies wohl der Chef sei, der angeblich unsere Arbeit so zu schätzen weiß.
Er kommt aber leider nicht zu uns rüber, um sich vorzustellen oder zu begrüßen, und ist so schnell wieder weg, wie er kam.
Irgendwann sind alle Personen fertig und wir können gehen.
Die Kontaktperson lässt sich nicht blicken, um uns zu verabschieden.
Ich bin von der Akkordarbeit etwas müde und aufgrund des Ablaufs auch irgendwie ernüchtert.
Als ich Tage später meine Rechnung an die Person sende, die mein Angebot bestätigt hat, kommt darauf keine Reaktion.
Kein „ich leite es weiter, danke für den Einsatz“ oder ähnliches.
Nun gut, denke ich mir, die Person hat sicher viel zu tun. Es wird schon seinen Gang gehen.
Nicht persönlich nehmen.
Ich setze in der Regel eine Zahlungsfrist von 2 Wochen.
Nach den 2 Wochen ist kein Geld da.
Ich hake höflich nach, und bekomme keine Antwort.
Eine Woche später sende ich eine Email an die allgemeine Email-Adresse mit Bitte um Weiterleitung an die Buchhaltung.
Eine weitere Woche vergeht ohne Zahlung oder Rückantwort.
Mir platzt der Kragen. Ich sende eine etwas deutlichere Email und drohe mit Verzugszinsen und Mahngebühren.
Siehe da, ich erhalte eine Antwort! Die Rechnung wäre jetzt(!) freigegeben.
Es hätte eine Projektnummer darauf gefehlt und der Name des Bestellers.
Nun, dies hätte man mir ja bereits bei meinen vorherigen Nachfragen mitteilen können?
10 Tage später habe ich mein Geld und bin nicht nur um diese Gage reicher, sondern auch um die Erkenntnis, dass ich für diesen Kunden in Zukunft nicht mehr arbeiten werde.
Ich habe mich nicht selbstständig gemacht, um mich dann genauso schlecht behandeln zu lassen, wie es meine Vorgesetzten im Kundenservice getan haben.
Wertschätzung ist mir inzwischen ebenso wichtig, wie meine Gage.



















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